Die Geschichte des Hannoverschen Schweißhundes und des Bayerischen Gebirgsschweißhundes



1. Der Hannoverscher Schweißhund (HS)

Der Hannoversche Schweißhund ist einer der ältesten Jagdhunderassen.  Wie alle alten Jagdhunderassen gehen sie auf die Keltenbracke und den Ur- Jagdhund zurück. Er ist der Spezialist für die Arbeit auf der roten Fährte.



HS im 19.Jahrhundert (Ölgemälde Jagdschloss Springe)



Wer züchtete den Hannoverschen Schweißhund?

Die Rasse entstand aus den sogenannten Leithunden. Das Hauptaugenmerk der Zucht bezog  sich vor allem auf zwei Eigenschaften, das Bestätigen und das Nachsuchen von Hochwild. Vermutlich bereits um 1000 n. Chr. entwickelte sich der HS zu einer eigenständigen Rasse.  Die Hannoverschen Schweißhunde wurden vom hannoverschen Jägerhof  im 18.und 19. Jahrhundert gezielt weiter gezüchtet und geführt.

Seit 1894 kümmert sich der Verein Hirschmann e.V. um die Reinzucht und die gerechte Führung des Hannoverschen Schweißhundes in Deutschland. Er ist bis heute einziger vom Jagdgebrauchshundeverband (JGHV) anerkannter Zuchtverband für diese Rasse.

Bis 1990 gab es auch in der ehemaligen DDR ein Schweißhundelager.  Revierförster Fritz Bode aus Ellefeld/ Vogtland und Forstmeister Erhard Patsch aus Steinheidel/ Erzgebirge waren die Urväter des Hannoverschen Schweißhundes in unserer Region. Nach dem zweiten Weltkrieg waren die Schweißhunde im Osten Deutschlands ausgestorben. 1953 kamen die ersten HS durch private Kontakte einzelner Forstleute zum Verein Hirschmann in die DDR. Mit dem Mauerbau 1961 erfolgte die territoriale Abgrenzung gegenüber dem Westen und das ostdeutsche Schweißhundewesen war mit wenigen Hunden isoliert. Über die CSSR wurden 1959 ein Rüde und zwei Hündinnen nach Ostdeutschland eingeführt. Da die Tschechen ihre Hunde aus der BRD und Österreich bezogen, konnte das DDR Schweißhundelager seine Zuchtlinie fortsetzen. Später kamen auf teils illegalem Weg weitere HS vom Verein Hirschmann zur Erweiterung der Zuchtbasis in die DDR. So wurden im Zeitraum von 1959 bis 1989 insgesamt 208 Hannoversche Schweißhunde in der DDR gezüchtet und geführt. Revierförster Fritz Bode trug mit seinem Zwinger „Vom Vogtlandsee“  maßgeblich zur Zucht des Hannoverschen Schweißhundes in der DDR bei.

Zur Erinnerung  an die ostdeutsche Schweißhundegeschichte  und ihre Wegbegleiter Fritz Bode und Erhard Patsch trägt die erste Sächsische Schweißhundestation den Namen „Schweißhundelager Vogtlandsee“. 



Wer war der Leithund,  wie entstand er und was war seine Aufgabe?




Leithundjäger mit Leithund im 16. Jahrhundert (Verein Hirschmann, Entwicklungsgeschichte des HS)


Der Leithund hatte zur Zeit der germanischen Völker (ca. 500 n. Chr.) eine besondere Stellung in der Jagd. Eine seiner wichtigsten Aufgaben war das Ausarbeiten der Fährten von Hirschen und Keilern. Der Leithund bestätigte im Einstand das Wild, damit die Jäger es mittels Pferden und Hundemeute hetzen konnten.

Warum wurde aus dem Leithund der Schweißhund?

Durch die Entwicklung und Verwendung von Feuerwaffen bei der Jagd, wurde es zur wichtigsten Aufgabe, das angeschweißte Wild nachzusuchen. Da der Leithund für diesen Aufgabenbereich die idealen Voraussetzungen mitbrachte, wurde er zum Schweißhund.


Das Erscheinungsbild und der Charakter:

Das Erscheinungsbild der Leithunde war dem Hannoverschen Schweißhund schon damals sehr ähnlich: kräftiger Körperbau, großer Kopf, breiter stumpfer Fang, ein großer Naseschwamm, lange Behänge und Lefzen. Sie besaßen eine ruhige Wesensart. Die Farbe spielte keine besondere Rolle, wodurch es sehr viele Varianten gab. Ihre Nasenleistung war, wie jetzt beim HS, phänomenal. Es war für sie kein Problem alte und kalte Fährten eines gesunden Stückes Hochwild sicher zu verfolgen.
Diese Hunde wurden niemals zur Hetze verwendet, wodurch  mit der Zeit die typischen Brackeneigenschaften (spur- und fährtenlaut Jagen) verloren gingen. Dadurch wurden sie in ihrem Wesen ruhiger und gelassener, weshalb man sie auch heute noch ideal zum Bestätigen von Wild verwenden kann. Diese Ruhe  förderte auch die Konzentrationsfähigkeit auf der Wundfährte.

Beim Hannoverschen Schweißhund sind  die Farbvarianten heute eingegrenzter: Die Grundfärbung ist rot (helles rot, über dunkel gestromt bis fast zum schwarz). Häufig haben sie eine schwarze Maske. Der HS hat ein sehr ruhiges, ausgeglichenes Wesen. Dadurch kann man ihn ohne Probleme in die Familie mit eingliedern. Sie sind wesensfest und haben einen sehr stark ausgeprägten Willen, was die Nachsuchenarbeit erleichtert.



  Schweißhunde lassen sich bestens in die Familie integrieren, Familienhund Ayk


Welche Rolle spielte die Haidbracke bei der Entstehung des heutigen HS?

Liest man die Rassebeschreibung der ausgestorbenen Haidbracke wird deutlich, dass sie einige Gemeinsamkeiten (lange Rute, langer gerader Rücken, Farbe: Fuchsrot oder gelbrötlich und etwas dunklerer Rücken) mit dem HS vorhanden sind. Viele der heutigen Hannoverschen Schweißhunde jagen laut. Dies spricht auch dafür, dass das Blut der Haidbracke in unseren Schweißhunden fließt. Die Haidbracke wurde eingekreuzt um die laute Hetze zu fördern.  Dies ist eine wichtige Eigenschaft für den modernen HS.


Eine kontrollierte Zucht des HS begann allerdings erst Ende des 19. Jahrhunderts. Ab diesen Zeitpunkt wurden Zuchtbücher verwendet, um die Zuchtergebnisse zu kontrollieren und zu verbessern.

Allerdings liegt vieles dieser Spezialisten im Dunkeln und man kann letztendlich nur vermuten, welche Rassen zu diesem Ergebnis führten.



2. Bayerischer Gebirgsschweißhund (BGS)


Der Bayerische Gebirgsschweißhund  ist ein weiterer Spezialist für die Nachsuchenarbeit.

Wann und warum entstand der BGS?

Der BGS entstand Ende des 19. Jahrhunderts. Man benötigte einen leichten und wendigen Hund für Nachsuchen im Gebirge.

Welche Rassen wurden eingekreuzt?

Diese Rasse entstand durch die Kreuzung von Hannoverschen Schweißhunden mit bayerischen und Tiroler Bracken (Brandlbracke, Tiroler Bracke und Dachsbracke).

Mit den Hannoverschen Schweißhunden wurden die herausragenden Nachsuchenleistungen erhalten. Die Bracken förderten das fährtelaute Hetzten sowie  das Stellen. Außerdem, und das ist der wichtigste Grund, wurden die BGS durch das Einkreuzen von Bracken in ihrem Körperbau leichter.

Wesen und Erscheinungsbild:

BGS sind ruhige, ausgeglichene und sensible Hunde mit einer enormen Bindung zu ihrem Besitzer.
Es handelt sich um mittelgroße Hunde vor allem in den Farben hirschrot oder braunrot mit schwarzer Maske.

Der BGS ist mit dem HS eng verwandt, was sich in vielen ihrer Eigenschaften wiederspiegelt.

 

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